Warum sich Spanien nicht vor seinen europäischen Mitbewerbern verstecken muss, ließt Du hier.
Ich habe ich vor einiger Zeit mit einem Weinblogger unterhalten und habe ihn gefragt warum er so wenig über spanischen Wein schreibt? Er gab mir zur Antwort: „…weil spanischer Wein Massenware ist. Das sind Tafelweine für den täglichen Bedarf, aber es gibt wenige qualitativ gute Weine darunter“.
Wein wird in Spanien seit mehr als 5000 Jahren angebaut. Unter den Mauren, der Reblaus und während der Diktatur Francos hat der spanische Weinbau sehr gelitten, zugegeben. Seit dem Beginn der Demokratie in Spanien und dem Beitritt zur EU in 1986 setzt man in Spanien sehr stark auf Qualität. Und auch in Sachen Vielfalt was den Anbau und die Produktion anbelangt tut sich in Spanien viel. Der Ruf, den das Land hatte, mehr auf Quantität als auf Qualität zu setzen, wird dem heutigen Spanien bei Weitem nicht mehr gerecht. Die Erfolgsgeschichte des Weinproduzenten Miguel Torres ist ein Beleg dafür, dass sich Spanien hinter seinem nördlichen Nachbar nicht mehr verstecken muss. Die Geschichte aus dem manager magazin kannst du hier nachlesen.
Anforderungen an die Qualität spanischer Weine sind auch gesetzlich festgelegt. Im Weingesetz von 2003 (LEY 24/2003, de 10 de julio, de la Viña y del Vino) sind die Qualitätsstufen beschrieben, wie wir sie heute in den Regalen finden. Um welche Stufen es sich handelt und wie sie sich unterscheiden, kannst Du hier lesen.
Tafelwein (Vino de Mesa)
…ist die niedrigste Qualitätsstufe spanischer Weine. Bei Tafelwein handelt es sich um einfachen, leichten Wein, der aus verschiedenen Rebsorten aus dem ganzen Land hergestellt sein kann. Auf den Etiketten dieser Weine sind Angaben zu Herkunft, Rebsorten und Jahrgang nicht zulässig.
Landwein (Vino de la Tierra)
…entspricht hinsichtlich seines Anspruchs an Qualität dem deutschen Landwein. Diese Weine werden aus Rebsorten hergestellt, die aus einem begrenzten Anbaugebiet stammen, das geschützt ist, und konkreten Auflagen hinsichtlich Anbaus und Verarbeitung vorgibt. Diese Regionen werden als geschützte geographische Herkunftsbezeichnungen (g.g.H) oder Indicaciones Geográficas Protegidas (IGP) bezeichnet. Von diesen gibt es zurzeit 44 in Spanien.
Denominación de Origen (DO)
…ist eine von der spanischen Regierung vergebene kontrollierte Herkunftsbezeichnung. Weine, die aus einer solchen Region stammen unterliegen strengen Anbau- und Produktionsregeln, die von der jeweiligen DO festgelegt werden und deren Einhaltung durch einen Consejo Regulador (Kontrollgremium) überprüft wird. Beispiel für Vorgaben der Produktion sind die Beschränkung der Rebsorten, die in einer DO angebaut werden dürfen, die Dichte der Bebauung (Rebstöcke pro Fläche) die einen Einfluss auf den Ertrag hat, aber auch der Ertrag pro Flächen ist geregelt, Fermentations- und Maischezeiten und, und, und.
Denominación de Origen Calificada (DOCa)
…ist die zweithöchste Qualitätsstufe spanischer Weine, für die zusätzliche, strengere Anforderungen gelten als für die DO. Nur 2 DOs dürfen diese Bezeichnung tragen: das ist natürlich LaRioja, das Aushängeschild spanischer Weine vor allem der roten Tempranillos und das Priorat, in dem auch hervorragende Weine gemacht werden. Es gibt einen weiteren Anwärter auf die Bezeichnung DOCa, das ist…Ribera del Duero natürlich. Ein schönes Video über diese DO findest Du hier.
Vinos de Pago (VP)
…ist die höchste Qualitätsstufe spanischer Weine. Es sind derzeit 24 Regionen eingetragen, die diese Bezeichnung führen dürfen, weitere 3 Regionen haben sie beantragt. Vinos de Pago kommen nicht wie die Weine der DOs oder DOCas aus einer Region wie LaRioja oder Ribera del Duero sondern aus einzelnen Lagen, einzelnen Weingütern oder Parzellen und entsprechen dadurch den französischen Gran Crus. Die Weine, die sich Vinos de Pago nennen dürfen, müssen aus Trauben aus eben diesen spezifischen Gütern hergestellt sein. Sie sollen das Terroir, sprich das Mikroklima der Lage, die Biologie dieser Parzellen und die Technik des Winzers und Önologen widerspiegeln, die diese Weine machen.
Was man jedoch unbedingt beachten sollte:
die Qualitätsstufen sind kein Garant für die Qualität der Weine, die sich in den entsprechenden Stufen finden, sondern es ist lediglich sichergestellt, dass diese Weine nach besonderen Kriterien hergestellt wurden. Beispielsweise kann es ein Wein aus einer IGP unter Umständen mit einem Wein aus einer der beiden DOCas durchaus aufnehmen oder übertreffen. Und überhaupt: das letzte Wort hat immer noch der Kunde, also Du. Wenn Dir ein Wein nicht gefällt, nützt auch die beste Lage nichts.